Sögel. Den Freunden anspruchsvoller geistlicher Musik ist am Abend vor Silvester in der voll besetzten Sögeler St.-Jakobus-Kirche ein einzigartiger Hörgenuss zuteil geworden. Zwei Chöre, ein Orchester und vier Solisten intonierten Werke von J. S. Bach, Franz Schubert, W. A. Mozart und Johann Schelle.
Ein Jahr harte und konzentrierte Probenarbeit liegt hinter den 50 Mitgliedern des gastgebenden Kirchenchores St. Jakobus, der sich für den Auftritt mit dem Augustinus-Chor Nordhorn zusammengeschlossen hatte. Dank ihrer zahlreichen Kontakte zu anderen Chorgemeinschaften, Orchestern und einzelnen Sängerinnen und Sängern war es der Regionalkantorin Frauke Sparfeldt gelungen, das Projekt-Orchester Twente aus den Niederlanden und vier Solisten zu gewinnen.
Gleich zu Beginn zogen die Mitwirkenden mit der in Strophenform komponierten Choralkantate „Machet die Tore weit“ von Johann Schelle (1648–1701) die Zuhörer in ihren Bann. Der aus fünf Strophen bestehende Mittelteil wurde von den Solisten alleine und als Solistenquartett gesungen. Die Kantate gab den Solisten gleich zu Beginn des Konzerts Gelegenheit, ihre virtuosen Stimmqualitäten zu entfalten. Solisten waren Jana Thomas (Sopran), die unter anderem mit einem Soloabend beim German Forum in New York gastierte und den ersten Preis der Austria Barock Akademie gewonnen hat, Julia Skripnik (Alt), die in den Ensembles des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals und im Chor der Bamberger Symphoniker mitgewirkt hat, Michael Gehrke (Tenor), der als Opernsänger Wettbewerbspreise gewann, und Yannik Debus (Bass), der in diesem Jahr in Lübeck die Rolle des Figaro singen wird.
Buchstäblich mit Pauken und Trompeten begann das aus sechs Kantaten bestehende Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach (1685–1750). Hier unterstrichen nicht nur die Solisten mit ihrem herausragenden Können den Anspruch des Werkes, den Zuhörern die Weihnachtsgeschichte in einer ganz besonderen Form vorzutragen. Auch das Projektorchester Twente, ein Ensemble, das sich in unterschiedlicher Besetzung in der Region „Oost Nederland“ und im deutsch-niederländischen Grenzraum einen guten Namen gemacht hat, war eine absolute Bereicherung des anspruchsvollen Programmes, das in der Messe in G-Dur von Franz Schubert seinen absoluten Höhepunkt bot.
Trompeten und Pauken übernahmen die rhythmisch-pompöse Funktion in der Messe, in der nach Kyrie und Gloria, Credo und Sanktus vor dem Agnus Dei das Benedictus als dreistimmiger Kanon erklang. Flankiert von den Solisten, übernahm der große Gesamtchor den lateinischen Gesang.
Seine Kirchensonate hat Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) für Gottesdienste im Salzburger Dom geschrieben. Das Projektorchester meisterte das Werk souverän.
Krönender Abschluss des Konzerts war die Darbietung des Magnificat von Franz Schubert, bei dem sich alle Solisten, die beiden Chöre und das Orchester zu einem prächtigen Klang entfalteten. Faszinierend, wie die junge Dirigentin Frauke Sparfeldt den großen Klangkörper mit sparsamen Gesten sicher führte, und wie vor allem die Chöre auf jedes ihrer Zeichen spontan reagierten. Minutenlanger Beifall setzte ein, als der letzte Akkord verklungen war. „Das war ein Weihnachtskonzert der Spitzenklasse“, schwärmte der Kreischorleiter des Kreischorverbandes Emsland-Grafschaft Bentheim, Hans-Georg Diekmann.